Da der Medizin das kurative Ziel, die menschlichen Körperfunktionen zu heilen, in Deutschland vorbehalten ist, liegt bei der Pflege der Fokus auf das Erhalten (präventive Pflege) bzw. Wiederherstellen (rehabilitative Pflege) von körperlichen Fähigkeiten / Fertigkeiten und auf das Lindern von diesbezüglichen Leiden (palliative Pflege).
Wenn eine Person diese Pflege selbstständig durchführen kann, spricht man von Selbstpflege*.
Eine 'gute' Selbstpflege führt dazu, die menschliche Funktionsfähigkeit ('Gesundheit') in dem qualitativen und quantitativen Maße so zu erhalten, wie dieses individuell als ausreichend empfunden bzw. bewertet wird (Autonomie).
Der Wert 'Autonomie' ist neben dem Wert 'Gesundheit' ein wesentlicher Bestandteil des individuellen Empfindens von Lebensqualität.
Kann eine Person ihren individuellen Selbstpflegebedarf* vollständig bzw. teilweise nicht mehr durch eigene Ressourcen (Selbstpflegefähigkeiten*) decken, ist diese auf Hilfe angewiesen (es besteht ein Selbstpflegedefizit*).
Die benötigten Hilfemaßnahmen (Pflegehandlungen) können durch professionelle Pflegefachkräfte geplant, organisiert, durchgeführt und evaluiert (überprüft, ausgewertet) werden.
Der Maßstab, an dem das Ergebnis der Pflegemaßnahme evaluiert werden kann, ist das Ziel der professionellen Pflege = Autonomie.
Für die professionelle Pflege gilt es nun, ein Selbstpflegedefizit* so auszugleichen (kompensieren), dass dies zum gleichen Ergebnis (Pflegeziel) führt, wie es der zu Pflegende, bei einer 'guten' (individuellen, autonomen) Selbstpflege, anstrebt.
Die professionelle Pflege hat das Ziel, die individuelle Autonomie des zu Pflegenden zu erhalten, fördern oder wiederherzustellen!
Dies geschieht, unter Berücksichtigung aller internen und externen Ressourcen, dadurch, dass
Einschränkungen ausgeglichen werden (Kompensative Pflegeziele).
Risikofaktoren reduziert werden (Präventive Pflegeziele).
Fähigkeiten/Fertigkeiten gestärkt bzw. wieder erlernt werden (Rehabilitative Pflegeziele).
Leiden gelindert werden (Palliative Pflegeziele).
Pflegeziele werden gemeinsam mit der/dem Pflegebedürftigen festgelegt und sollen SMART formuliert werden, denn nur solche Ziele können evaluiert werden!
nach George T. Doran (1981)
Ziele beschreiben einen (positiven) IST-Zustand!
Kompensatives Pflegeziel
= das Defizit ist ausgeglichen.
= die Funktionsstörung ist unabhängig bzw. abhängig kompensiert
Präventives Pflegeziel
= der Risikofaktor ist reduziert.
Rehabilitatives Pflegeziel
= die Fähigkeit/Fertigkeit (Ressource) ist entwickel/gestärkt.
Palliatives Pflegeziel
= das Leiden ist gelindert.
* Selbstpflege im Sinne von Dorothea Orem, vergl. Connie M. Dennis: Dorothea Orem: Selbstpflege- und Selbstpflegedefizit-Theorie. Huber, Bern, 2001